GR Picknick in HH Foto Patrick Runte_evinum

Die jungen Wilden

evina Allgemein Leave a Comment


Rheingauer Jungwinzer – zwischen Tradition und Generationenwechsel

Haben Sie schon von den „Jungen Wilden“ aus der Weinbranche gehört? Oder von der Generation Riesling? Die jungen Winzer sind im Anmarsch und übernehmen die elterlichen Weinbetriebe. Frischer Wind in der doch eher konservativen Weinbranche inbegriffen. Beim Weinkauf fallen völlig neue Weinetiketten ins Auge – frech, modern, provokativ. Statt Assmannshäuser Hölle mit Wappen liest man “No Sex, Drugs & Rock‘n Roll – just Riesling“, „Save water – drink Riesling“.

Alles nur Marketing? Ja und nein. Wer Dinge verändern will, muss erst einmal raus in die Öffentlichkeit und auffallen. Bestand haben wird am Ende aber nur die Qualität und das Können, hervorragende Weine zu machen. Das wissen die jungen Winzer. Und dass man gemeinsam stärker ist, als alleine. Das ganze deutsche Jung-Talent, das Herzblut und die Leidenschaft vereint sich in der „Generation Riesling“. Das deutsche Weininstitut (DWI) hat damit eine Gruppe ins Leben gerufen, in der sich über 580 Jungwinzer miteinander austauschen und mit Veranstaltungen das neue Lebensgefühl in die deutschen Regionen bringen. „Damit ist es die größte Jungwinzer-Organisation der Welt, die definitiv dazu beigetragen hat, das junge und moderne Image des deutschen Weins sichtbar in die Welt zu tragen“, erklärt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule.

Was auch immer in den Köpfen zum deutschen Wein noch herumspukt, die jungen Winzer sind dabei das kräftig aufzumischen. Auch handwerklich werden neue Trends gesetzt und experimentiert: weg von der Massenware, Handlese, Ertragsreduzierung, Spontanvergärung, unfiltrierte Weine ohne chemische Zusätze, Ausbau von Weißweinen im großen Holzfass, Vinifizierung von Natur- und Orange-Weinen.

Dabei wollten viele anfangs gar nicht in den elterlichen Betrieb einsteigen. Viel Arbeit, jeden Tag im Einsatz, abhängig von den Wetterbedingungen – wenig verlockend auf den ersten Blick. Aber wenn das Feuer übergesprungen ist, werden daraus Winzer, die mit viel Herzblut ihre eigenen Wege gehen und dabei die Arbeit der vorherigen Generationen so einbinden, dass daraus etwas wunderbar Neues entsteht.


Zwei der Rheingauer Jungwinzer im Gespräch.

Der bodenständige junge Wilde

Peter Flick, 24 Jahre, Weingut Peter Flick, 7 ha

© Peter Flick

Nehmen wir Peter Flick vom gleichnamigen Weingut, mit 24 Jahren einer der jüngsten Winzer Deutschlands. Er hat vor gut zwei Jahren den väterlichen Betrieb übernommen und arbeitet sich seitdem kontinuierlich nach vorne. Die Auszeichnungen für ihn und für seine Weine geben ihm recht. Zum zweiten Mal zweitbester deutscher Jungwinzer, Sieger der hessischen Landesweinprämierung für die Kategorie Sekt mit seinem 2015er Wickerer Mönchsgewann Riesling Sekt und zahlreiche Gold- und Silberprämierungen.

© Peter Flick

Was ursprünglich der Vater noch im Nebenerwerb gemacht hat, hat er inzwischen auf 7 ha ausgebaut und modernisiert, sodass inzwischen die ganze Familie davon lebt. Von der Fasswein-Vermarktung wird auf qualitätsorientierte Flaschenvermarktung umgestellt. Die Etiketten sind „verFLICKst“ neu, die Website und Social Media sowieso.

© Peter Flick

Und er hat noch viel vor. Orange Wein ist sein nächstes Weinprojekt. Und zwar aus ganz pragmatischen Gründen. „Von den Silvaner-Trauben gab es dieses Jahr nicht genug, da habe ich beschlossen, dass es Zeit für mein Orange Projekt wird.“ Und ein Neubauprojekt ist auch schon in Planung. Da soll bis Ende 2018 ein komplett neues Weingut in den Hang gebaut werden. So sind sie die jungen Winzer. Doch ganz schön vernünftig, oder?

http://www.wein-vom-flick.de/

Die traditionsbewusste junge Wilde

Julia Seyffardt, 27 Jahre, Weingut Diefenhardt, 17 ha

© Axel Lohmann

Julia Seyffardt (27 Jahre) ist seit diesem Jahr gemeinsam mit ihrem Vater am Ruder des Weinguts Diefenhardt. Eine „klassische junge Wilde“. Weinbau-Studium in Geisenheim, ins Ausland zum Lernen und jetzt voller Elan ins Winzerleben. Sie will nicht revolutionieren, sondern einen kontinuierlichen Prozess. Keine Effekthascherei, Konzentration auf Riesling und Spätburgunder.

© Weingut Diefenhardt

Eine geradlinige junge Winzerin, die Tradition und den Rheingau genau im Blick hat. „Ich bin jetzt im 4. Herbst und jedes Jahr war komplett anders. Mein Ziel ist, an der Qualitätsschaube zu drehen. Unsere Weine filigraner zu machen, weniger üppig, mit viel Terroir. Mein Motto: Tradition und Moderne verbinden.“

© Weingut Diefenhardt

https://www.diefenhardt.de/

Vielen jungen Winzern ist die Verbundenheit zur Region und zur Tradition sehr wichtig. Das gepaart mit jeder Menge Kreativität, Enthusiasmus und dem Wunsch die Weine mit der ganz eigenen Handschrift zu versehen, sieht nach einem erfolgreichen Weg für die Zukunft des Rheingauer Weins aus.

http://generationriesling.de/

Dies ist ein Auszug aus der Weinbeilage der Welt am Sonntag vom 21.10.2017

Welt_am_Sonntag_epaper_Weine der Welt_21.10.2017

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.