Rocchetta Tanaro – ein kleiner typischer italienischer Ort in Piemont – nur wenige Kilometer von Asti entfernt. Ein gemütlicher Marktplatz, an dem die Einheimischen die Besucher interessiert beobachten. Eine Trattoria, eine kleine Kirche, eine Bar.
Wenn man nicht wüsste, dass man mitten in einer wunderbaren Weingegend ist und überall mehr oder weniger berühmte Weingüter ansässig sind, würde man vermutlich einfach weiterfahren. Gibt es doch überall so beschauliche Plätze in der Sonne.
Hier lohnt sich aber ein Verweilen. Denn es gibt gleich zwei Weingüter, die es uns angetan haben: Braida und Marchesi Incisa della Rocchetta. Wie bei vielen Weingütern muss man schon genau wissen, wo man hinmöchte und am besten man ist vorher informiert wie die Besuchszeiten sind.
Unser erster Halt ist in der Via Roma 66 bei Marchesi Incisa della Rocchetta, einer der ältesten Weinbauern im Piemont. Die Familie baut schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Wein in den Hügeln des Monferrato an und widmet sich voller Leidenschaft dem einzigartigen Terroir.
Tradition und Leidenschaft
Mit wieviel Liebe und Begeisterung es hier um Wein geht, spürt man von der ersten Minute.
Enrico Incisa della Rocchetta, eigentlich von Haus aus Jurist, probiert mit uns die Weine und erzählt, dass wahrscheinlich von den Benediktinermönchen der Weinbau begonnen wurde. Die Mönche erhielten von der Familie das Recht, Reben in den Hügeln des Hauses in Rocchetta Tanaro zu pflanzen. Man kann noch Spuren ihrer Anwesenheit in der Kirche von Saint’Emiliano sehen, die im gleichnamigen Weinberg steht, der nach vielen Jahrhunderten immer noch der Familie gehört.
Es gibt einiges zu verkosten und viel zu erfahren über die Barbera-Weine wie Sant’Emiliano und Valmorena und beachtenswerte Mischungen wie der Rollone (Barbera & Pinot Noir) und Colpo d’Ala (Barbera & Merlot).
Highlight: Sant’Emiliano Barbera d’Asti Superiore
Der wichtigste Wein in Monferrato ist der Barbera. Das ist sowohl der Name der Traube als auch der Name des Weins. Wird als Rotwein vinifiziert und hat in den letzten zwanzig Jahren eine massive Qualitätsverbesserung erfahren. Jetzt steht er an der Seite des Barbaresco und des Barolo als Botschafter der Weltklasseweine im Piemont.
In seinen frühen Jahren zeigt der Barbera eine große Frucht und einen kräftigen violetten Farbton, mit vollem Körper und einem lebendigen und frischen Geschmack am Gaumen. Mit Eichenalterung zeigt der Wein eine große Komplexität in der Nase, darunter rote Beeren und Gewürze. Er wird runder und ausgeglichener mit einem samtigen, langen Abgang. Das Alterungspotential des Barbera liegt bei mindestens 15-20 Jahre nach der Abfüllung.
First come first serve
Bei den Rotweinen von Marchesi Incisa della Rocchetta muss man allerdings rechtzeitig für die Befüllung des eigenen Weinkellers sorgen. Der 2013er Jahrgang vom Sant’Emiliano Barbera d’Asti Superiore war z.B. schon ausverkauft und von weiteren interessanten Jahrgänge gab es nur noch wenige Kisten. Nach unserem Besuch waren es noch ein paar weniger. ;-)
Filiberto Massone Incisa della Rocchetta (rechts) und sein „Winemaker“ Stefano Gozzelino (links) zeigen uns die Heiligtümer des Weinguts.
Filiberto erläutert: „Unsere Mission ist es, auch die kulturelle Perspektive des Piemont durch unsere Terroir-Weine zu teilen. Alles zusammen ergibt eine Einheit. Umweltfreundliche Kultivierungstechniken zur Herstellung von hochwertigen Weinen gepaart mit Erfahrung, Hingabe und Leidenschaft, um den Weinen das Gleichgewicht, Harmonie und Komplexität zu verleihen.“
Wenn man die Weine probiert, versteht man, was er damit meint. Zusammen mit den Hügeln von Langhe und Roero ganz in der Nähe, liefern diese Hügel einige der besten Weine der Welt.
Und wenn man Wein und Gegend länger genießen möchte, kann man sogar direkt im Weingut übernachten.