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Ohne Wasser kein Wein!?

evina Allgemein, Weinbau, Weingüter Leave a Comment

Jede Pflanze braucht Wasser.

Genauso wie jeder Mensch. Und damit der Weinliebhaber-Mensch seinen geliebten Wein bekommt, braucht man für die Weintrauben nicht nur Sonne, sondern auch jede Menge Wasser.

960 Liter Wasser für 1 Liter Wein.*

Genaugenommen. Und da Nachhaltigkeit für uns alle weltweit ein wichtiges Thema geworden ist, wundert es wenig, dass man auch im ökologischen Weinbau neue Wege sucht.

Für unsereins ist das Thema Wasser in Verbindung mit Weinproduktion erstmal nicht so präsent, da es in unseren Breitengraden keine große Rolle spielt. In anderen Teilen der Welt sieht es ganz anders aus. Anbauregionen wie z.B. Südafrika, Südamerika und Australien müssen sich dieser Herausforderung durchaus stellen. Obwohl auch dort Wein nur in gemäßigten Klimazonen optimal wächst, haben diese Länder großen Bedarf an zusätzlicher Bewässerung.

Wein ist Lifestyle. Wasser ist Leben.

Ich will jetzt nicht das sprichwörtliche Fass aufmachen, was Wein als Luxusartikel für die Welt-Wasserbilanz ausmacht. Was es bedeutet, dass für eine Weinernte ganze Städte mit Wasser versorgt werden könnten. Dass Weinbau aber auch auf der anderen Seite für Arbeitsplätze sorgt, die es sonst nicht gäbe. Oder dass die gestiegene Nachfrage an Neue-Welt-Weinen, die Wasserbilanz weiter aus dem Gleichgewicht bringt.

Mir war – ehrlich gesagt – noch nicht einmal das Problem bekannt, bis ich auf der ProWein in Düsseldorf an einer Präsentation von Aurelio Montes teilgenommen habe. Denn eigentlich wollte ich nur einen bedeutenden Weinmacher unserer Zeit leibhaftig erleben.

Aurelio Montes:

Revolutionäre neue Alphas

Der Grundgedanke des Trockenfarm-Systems („dry farmings“) ist zunächst einfach, wenngleich recht schwer vorstellbar. Keine Extra-Ration Wasser mehr?! Null, nada, noppes? Nur noch, was die Natur liefert? Wie verhält sich also die Weinrebe, wenn ich ihr kein „künstliches“ Wasser zuführen würde?

Vier Jahre hat das renommierte Weingut Montes Alpha in Chile in den Weinbergen Apalta und Marchigüe geforscht und getestet. Wie würden sich die verschiedenen Böden und Weintraubensorten beschränkt auf die natürlichen Wasserbedingungen verhalten?

Im Rahmen des nachhaltigen Trockenfarm-Systems wurde der Boden nicht bewässert. Unterstützend wurden die Böden so bearbeitet, dass Wasser lange gespeichert wird und gleichzeitig einen natürlichen Schutzschild vor der austrocknenden Sonne aufbaut. Die Weinreben waren gleichzeitig gezwungen, sich tiefer in die Böden zu verwurzeln, um Wasser aus den unteren Schichten aufzunehmen.

Kampf ums Überleben

Wie immer, wenn die Weinrebe gezwungen ist zu kämpfen, kann das Resultat etwas ganz besonders sein. Montes ist es gelungen, dadurch mehr Fruchtigkeit und aromatischen Ausdruck zu erzielen, dazu mehr Mineralität durch die tieferen Wurzelwerke, weichere Tannine und Weine mit ausdrucksvollen Farben.

Damit es sich nicht zu unbarmherzig anhört, muss man natürlich dazu sagen, dass bei ungewöhnlich warmen und trockenen Vegetationsperioden bewässert werden muss. Aber immer mit der Vorgabe die Bewässerung auf eine minimale Menge zu beschränken.

Diese Nachhaltigkeitsinitiative hat es nach Aussagen von Aurelio Montes erlaubt, den Wasserverbrauch um 65% zu reduzieren. Das entspricht dem durchschnittlichen jährlichen Wasserbedarf von 20.000 Menschen für ein ganzes Jahr.

Das Ernten der Lorbeeren

Das Resultat aus diesen Forschungen feiert seine Premiere mit dem „Montes Alpha Dry Farmed Carmenère 2012“. Und dass es sich gelohnt hat, zeigen die ersten Auszeichnungen:

Wine Enthusiast (USA):              91 Punkte

Wine Spectator (USA):                87 Punkte

Guide Guía Peñín (Spanien):     90 Punkte

Descorchados (Chile):                  91 Punkte

Carmenère al Mundo:                  Goldmedaille 2015

Soviel Engagement wird belohnt: Aurelio Montes, der vor 25 Jahren das Weingut mit Freunden gegründet hat, hat den WINE AWARD 2015 „Lebenswerk eines Winzers“ vom Magazin “Der Feinschmecker” erhalten.

* Quelle: Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.

Erklärung zur Berechnung des Wasserverbrauchs:  Das sogenannte “virtuelle Wasser” bezeichnet die gesamte Wassermenge, die zur Erzeugung eines Produkts erforderlich ist. Auch das indirekt verbrauchte Wasser geht in diesen Wert ein. Damit z.B. ein Steak auf unserem Teller liegt, müssen beispielsweise nicht nur die Rinder getränkt, sondern auch ihre Futterpflanzen bewässert werden.

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